Von Werner Lauterbach
128 Seiten, kartoniert, 1969
Walter Rau Verlag
Man muß schon viele Seiten in der internationalen Schachchronik zurückblättern, bis man auf ein Turnier stößt, das Bamberg 1968 an Bedeutung gleichkommt. Der Schachclub Bamberg 1868 gestaltete die Feier seines 100. Geburtstages zu einem glanzvollen Fest, das nicht nur dem Jubilar alle Ehre macht, sondern darüber hinaus zu einem Höhepunkt des Schachlebens im Deutschland der Nachkriegszeit wurde. In Heidelberg hatte es 1949 mit dem ersten internationalen Meisterturnier auf deutschem Boden begonnen. Nun, knapp 20 Jahre später, versammelten sich in Bamberg der Weltmeister, 7 weitere Internationale Großmeister, 5 Internationale Meister sowie 3 junge deutsche Nachwuchsspieler aus insgesamt 9 Nationen zum friedlichen Wettstreit. Jubiläumsturniere der 100jährigen oder nach älteren Schachvereine haben seit eh und je illustre Gäste aus aller Welt angezogen. Glanzpunkt einer solchen Veranstaltung ist zweifellos die Teilnahme des amtierenden Weltmeisters. Es wurde als sportliche Delikatesse gewertet, daß erstmals seit vielen Jahren wieder der Titelträger - Tigran Petrosjan - in einem deutschen Turnier konkurrierte. Nur selten taten dies seine Vorgänger. 1941 hatte sich Weltmeister Dr. Aljechin in München mit dem 2.-3. Preis hinter dem Schweden Stoltz begnügen müssen; 1942 hatte er sich dann an demselben Platz die Europameisterschaft vor Keres geholt. Mit Weltmeister Dr. Laskers Siegen 1896 in Nürnberg und 1918 in Berlin greifen wir bereits ins vorige Jahrhundert zurück, und Weltmeister Steinitz' 2. Platz in Baden-Baden, 1870 ruft die Erinnerung an den damaligen Sieger, den unvergeßlichen Adolph Anderssen, wach. Ihm, der vor 150 Jahren geboren war und 1851 das 1. Internationale Schachturnier aus Anlaß der Weltausstellung in London gewonnen hatte, seitdem als ungekrönter Schachkönig verehrt, sowie dem offiziellen deutschen Weltmeister Dr. Emanuel Lasker, vor 100 Jahren geboren und Träger der Schachkrone 1896-1921, galt das besondere Gedenken in Bamberg. Geschmackvolle Gold- und Silbermedaillen mit ihrem Konterfei, eigens aus diesem Anlaß geprägt und in bescheidener Auflage zum Kauf angeboten, dürften ein begehrtes Souvenir für Liebhaber abgeben.