Von Jacques Mieses (Hrsg.)
32 Seiten, broschiert, 1918
Verlag Hans Hedewig's Nachfolger, Curt Ronniger
Vorwort und Einleitung
Das Meisterturnier zu Kaschau, das in der Zeit vom 3. bis 19. August stattfand, ist wohl als die bedeutendste, jedenfalls als die umfangreichste schachliche Veranstaltung seit Beginn des Weltkrieges zu bezeichnen. [...] Kaschau, eine Stadt von etwa 30 000 Einwohnern, hat schon seit langem ein reges Schachleben zu verzeichnen. Der geniale, leider zu früh verstorbene ungarische Meister Rudolf Charousek verbrachte hier den größten Teil seines Lebens, und der Erinnerung an ihn war, wie das Turnierprogramm verkündet, dieses Turnier geweiht. [...] Am Meisterturnier beteiligten sich folgende zwölf Kämpen: Dr. Asztalos, v. Balla, Balogh, Brach, Breyer, Földes, Grünfeld, Havasi, Mieses, Reti, Schlechter und Dr. Vidmar. [...] Als erster Sieger ging in glänzender Weise der ungarische Meister Richard Reti hervor. Er hat die erstaunliche Leistung vollbracht, aus elf Partien zehn Zähler herauszuholen. Zweiter Sieger ist Dr. Milan Vidmar mit +8. Er würde auf 8½ gekommen sein, wenn er nicht in der letzten Runde die Partie gegen Reti, bei der Verlust und Remis für ihn gleichbedeutend war, und nur der Sieg ihm zur Teilung des ersten und zweiten Preises verhelfen konnte, gewaltsam auf Gewinn gespielt und dadurch verloren hätte. [...] Von einer eingehenden Besprechung und Würdigung des Turniers muß ich hier aus räumlichen Gründen Abstand nehmen. Sie sei dem in einiger Zeit erscheinenden Turnierbuch überlassen, das von Dr. Vecsey in ungarischer Sprache herausgegeben werden wird.*) Der Zweck dieser kleinen Broschüre ist lediglich, dem Schachpublikum so schnell wie möglich eine Auswahl der interessantesten Partien zu bieten. Mehr als fünfzehn Partien können wegen Raummangels - hervorgerufen durch die jetzt herrschende Papiernot - nicht gebracht werden. Aus gleichem Grunde habe ich mir auch bei der Glossierung der Partien eine gewisse Beschränkung auferlegen müssen. Auf erschöpfende Gründlichkeit machen meine Erläuterungen keinen Anspruch, aber ich denke, sie sind ausführlich und tiefgehend genug, um dem weniger geübten Schachfreund das Verständnis zu erleichtern und dem starken Spieler, ja selbst dem Meister, manchen wertvollen Fingerzeig zu geben.
*) Interessenten wollen sich an Prof. Dr. Vecsey, Kaschau, Fö-utca 71 wenden. Der Subskriptionspreis beträgt 10 Kronen. Nach Erscheinen wird das Buch 12 Kronen kosten. Bestellungen auf dieses Buch nimmt auch entgegen die Verlagsbuchhandlung Hans Hedewig's Nachf., Leipzig, Perthesstraße 10.
